Recycling im Bauwesen

Der “Earth Overshoot Day” markiert den Tag, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann, aufgebraucht hat. Im Jahr 2022 war das bereits am 28.Juli der Fall!
Noch in den 70er-Jahren fiel dieser Zeitpunkt etwa auf das Jahresende.

Das menschliche Wirtschaften ist leider zu einem sehr hohen Prozentsatz dadurch gekennzeichnet, dass wir Stoffe, die die Natur uns bietet, bearbeiten und verwenden und die Produkte am Ende der sogenannten Wertschöpfungskette zu unbrauchbarem Müll werden. In diesem Umgang mit der Natur sind wir einzigartig, während alle anderen Lebewesen Teile eines natürlichen, sich selbst erhaltenden Kreislaufes sind. Die Probleme, die mit dem Ausscheren aus gesunden Kreisläufen entstehen, werden durch Umweltverschmutzung, Umweltzerstörung, Rohstoffknappheit und Klimaveränderungen jährlich drastischer deutlich.

Unsere gebaute Umwelt ist Teil des Problems:
Bau und Betrieb von Gebäuden verursachten im Jahr 2019 ca. 38% der weltweiten CO2-Emissionen!
(Quelle: https://globalabc.org/sites/default/files/inline-files/2020%20Buildings%20GSR_FULL%20REPORT.pdf)

Allein die Zementindustrie verursacht ca. 7% der weltweiten CO2-Emissionen! (Quelle: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2019/08/18/zement-erzeugt-mehr-co2-lkw)

Ca. 55% des Abfallaufkommens in Deutschland sind Bau- und Abbruchabfälle (ca. 230 Mio t, incl. Straßenbau)
(Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/abfallaufkommen#bau-abbruch-gewerbe-und-bergbauabfalle)

Wir müssen weg vom Verbrauch, hin zum verantwortungsvollen Gebrauch und zurück zu einer umweltverträglichen Kreislaufwirtschaft.

Die größten Hebel stehen immer am Projektbeginn, also in der Projektentwicklung und in den frühen Phasen der Planung zur Verfügung. Beim Arbeiten im Bestand heißt das, vorhandene Bausubstanz vor einer Abbruchentscheidung auf Weiternutzung oder Umnutzung zu prüfen, um den Verlust wertvoller Ressourcen zu vermeiden. Bei Neuplanungen bedeutet es, den Bedarf sorgfältig zu prüfen um ein optimiertes Raumprogramm zu erarbeiten. Dieses sollte künftige Entwicklungen und Veränderungen durch die Anpassungsfähigkeit von Grundrissen und das Einräumen von Mehrfachnutzen von vorneherein beachten.
Gerne unterstütze ich Sie mit meinem Büro für Architektur in Überlingen am Bodensee bei diesen Schritten, um eine optimale Planung für ein energiesparendes, ressourcenschonendes, flexibel nutzbares und langlebiges Bauwerk zu entwickeln.

Ein grundsätzlich sparsamer Umgang mit Rohstoffen ist durch die Optimierung von Bauteilen und ganz besonders im Vorfeld durch die Optimierung der Raumkonzepte möglich.

Die Berücksichtigung regionaler Baustoffe und Unternehmen hilft die Transportwege zu verkürzen und den CO2-Ausstoß zu verringern.

Einsatz von recyclefähigen und/oder recycleten Baustoffen:
Bei der Konstruktion des Bauwerks und der Fügung von Bauteilen ist zu beachten, dass die Materialien bei einem späteren Rückbau möglichst leicht sortenrein trennbar sind und wiederverwendet werden können. Mechanischen Verbindungen ist unter diesem Aspekt vor Verklebungen der Vorzug zu geben.

Zahlreiche Baustoffe sind auch mit nennenswerten Anteilen von Recyclingmaterial verfügbar.

Bei der Betonherstellung kann durch Einsatz von Zuschlägen aus Rückbaumaßnahmen bis zu 30% des Materialverbrauches eingespart werden. Recyclinganlage Allerdings ergibt dies allein noch keine Verringerung des CO2-Ausstosses, da der Zement als Bindemittel nicht reversibel ist und die Zementherstellung den größten Anteil der CO2-Belastung durch die Betonherstellung ausmacht. Deshalb ist es aus ökologischer Sicht ratsam, Beton wo möglich durch weniger CO2-intensive Stoffe zu ersetzen.

Für Gebäude, Bauteile und Baustoffe gilt unter dem Aspekt eines zukunftsorientierten Umgangs mit Ressourecen die einfache Faustregel:

  • Umnutzung bzw. Wiederverwendung vor Rückbau
  • Recycling vor thermischer Verwertung
  • Thermische Vertertung vor Deponie

Weiterführende Quellen und Literatur:

Kreislaufwirtschaft:
cradle-to-cradle
gebaute Umwelt als Rohstofflager: urabn-minin-index
Materialkataster

Fachbuch “Atlas Recycling”, Gebäude als Materialressource